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Team Aktivitäten Medienberichte |
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Sanfte Medi(t)ationen zwischen Ost und West
Das Rezept ist bekannt: Man nehme eine Handvoll westlicher Instrumente,
kombiniere sie mit einer Prise Exotik, knete alles gut durch, würze
noch mit Multi-Kulti-Folklorismen - und schon ist es fertig: Jenes oft als
"Worldmusic" beworbene Potpourri, das dann trotz mondänem
Verweis auf die fortschreitende Globalisierung doch eher schal schmeckt.
Weniger Fast Food als delikate Kost verhieß nun ein Projekt namens
"Crossings": Sieben Tonsetzer aus Ost und West komponierten für
ein europäisch-chinesisches Instrumentarium, erstmals in Österreich
aufgeführt wurden die Werke jüngst vom Klangforum Wien und dem
Seide- und Bambusensemble China Found Music Workshop Taipei. Unterschiedlichste
kulturelle Anbahnungen werden hier am Terrain der Moderne hörbar. Als
eine Art Uhrwerk nutzt James Clarke die chinesischen Saitenklänge für
seine "Landschaft mit Glockenturm II", wobei die Europäer
das Bauwerk mit changierenden Klangnebeln umhüllen. Deutlich homogener
lässt der Taiwanese Pan Hwang-Iong die Ensembles walten: Alles zirpt,
flirrt und flattert in seinem "Schmetterlingstraum", glückselig
verschmelzen Mensch und Natur.
Bei Tung Chao-Mings "X" treiben die Klangkörper dann wieder
separiert nebeneinander her. Hier werden zwei Flüsse porträtiert,
in deren Glanz sich zuweilen Metaphysisches spiegelt: eine Entgrenzung zwischen
Hör- und Unhörbarem, dem Sein und dem Nichts - eingefangen in
Wechselbädern von luftigen Klängen und kompakten Unisoni. Kaum
weniger atmosphärische Dichte erzielt der Schweizer Heinz Reber, der
sich in "Music for sheng" aleatorisch vor den Asiaten verneigt:
Ein Mundorgel-Spieler wandelt zwischen den Orchesterreihen, um über
einem tranceartigen Trommelwirbel Motive zu variieren. Stark auch Bernhard
Langs Opus "DW13 - The Lotus Pond", das zwischen Moderne, Jazz
und Pentatonik buchstäblich meditiert. Kaum meditativ zeigte sich das
Publikum: Großer Applaus für ein Projekt, das seine EU-Fördergelder
redlich verdient hat.
Christoph Irrgeher
Wiener Zeitung, 02.04.2004